Deutscher Meister!

siegerehrung

Alle guten Dinge sind Drei:
Dritter Start über die 50km-Distanz, dritte Bestzeit, dritter Deutscher AK M50 Meistertitel!!

Die Beine sind müde und der Akku ist leer, aber wenn man so lange auf etwas hinarbeitet und es funktioniert, lohnen sich die ganzen Strapazen umso mehr.

DANKE für alle die hinter mir stehen und mich unterstützen. Besonders an Andrea meine Frau und meine Tochter Kathrin für die perfekte Betreuung und Anfeuerung hier an der Strecke.

DANKE auch für die zahllosen Glückwünsche per Telefon, Email, Whats App und auf Facebook!

Tapering II

ASICS DS RACER Noch drei Tage, letzter Formcheck Tempogefühlsläufe: 3 x 1000 im geplanten WK-Tempo. Die Entscheidung für meine Wettkampfschuhe ist gefallen. Der ASICS Gel-DS Racer 9. Heute ziehe ich sie nochmals an.

Es ist deutlich wärmer als die letzten Tage, da hatte ich mir fast noch die Finger abgefroren. Langsam laufe ich mich ein. Drei Kilometer bis zur vermessenen Tempostrecke. Die Beine sind gut. Ich habe die letzten Tage ausgiebig gedehnt.

Verrückte Gedanken gehen mir durch den Kopf. Anfang der Woche war mein Auto beim TÜV, heute ich. Beim Urologen, zur Krebsvorsorge. Sieht man mir eigentlich an das ich ein Langstreckenläufer bin? Es war das erste was mich der Arzt fragte. Mein Blutdruck war erstaunlich niedrig 100/60. Eigentlich war mein unterer Wert immer etwas zu hoch. Nach Rückfrage ob das mit der ketogenen Ernährung zusammenhängen könnte, bekam ich eine Bestätigung. Dann bei der Sonografie: „Sind eigentlich alle Läufer so dünn?“ Ich entgegne „Im Moment wiege ich knapp 70 kg bei 1,83 m Körpergröße, beim Laufen zählt schließlich jedes Kilo“. Darauf er: „Ihre Prostata hat auch kein Gramm zu viel, die Nieren sehen hervorragend aus. Solche Patienten wünscht man sich öfter.“

Mittlerweile bin ich angekommen. Soll ich meine Jacke und Mütze ausziehen? Ach was, so warm ist es doch nicht. Ich starte in voller Montur. Die ersten Meter, nicht zu schnell und schön gleichmäßig. Irgendwie fühlt sich das gar nicht nach Tempo an. Eher wie Jogging. An der 500er Markierung schaue ich auf die Uhr: 2:01 min. Ok, das passt. Jetzt schön weiter. Nach dem Auto und meiner Gesundheit ist jetzt meine Form dran. Der letzte Test vor dem großen Wettkampf. Plötzlich schmerzt mein linkes Fußgelenk. Was ist denn das? Sowas hatte ich doch noch nie. Ich laufe weiter. Nach genau einem Kilometer stoppe ich in 4:04 ab. Na ja, passt. Wenn das am Samstag nach dem ersten auch so aussieht bin ich zufrieden. Zumal ich mich fast nicht anstrengen musste.

Langsam trabe ich zurück, der Schmerz im Fußgelenk geht weg wie er gekommen ist. Alles ist gut. An der Hälfte des 1000ers wende ich und laufe wieder Richtung Hainstadt. Langsam dämmert es, obwohl die Tage schon deutlich zugenommen haben. Ich bin wieder am Ausgangspunkt.

Der zweite Tausender. Locker und entspannt laufe ich los, alles passt. Jetzt zwickt nichts. Ich kontrolliere meinen Laufstil achte auf die Armarbeit. Bei der Hälfte verkneife ich mir den Blick auf die Uhr. Was hatte ich mich im Trainingslager mit den 6 x 1200 geplagt. Am Schluß konnte ich nicht mal mehr einen 4er Schnitt laufen. Und heute? Ich gleite regelrecht dahin. „So muss sich Hochform anfühlen“ die Worte einer Bekannten aus Freiburg gehen mir durch den Kopf, die am Wochenende einen Wettkampf gewonnen hat. Nach 3:57 min ist der Tausender abgespult. Keine Anstrengung zu spüren.

Locker geht es wieder zurück. Gut dass ich meine Jacke und Mütze angelassen habe. Kein Schweißtropfen zu sehen. Noch einmal, dann wars das mit schnellem Laufen. Die vielen Kilometer der Vorbereitung haben sich ausgezahlt. Das intensive Training grenzt schon fast an Masochismus. Man läuft wie mit Scheuklappen herum. Aber anders geht es nicht. Wie soll man sich sonst motivieren um im Winter nach einem langen Arbeitstag im Dunkeln rauszugehen? Dabei freue ich mich immer auf die Wochenenden wenn ich bei Tageslicht im Wald laufen kann.

Wieder bin ich an der Markierung. Ich wende und gleich geht es los. Das Gefühl ist super, die Beine locker, alles läuft rund und leicht. So soll es sein. Mit 3:55 min bin ich etwas zu schnell. Aber ich habe mein Tempo für Samstag gefunden, mal sehen wie lange ich es durchlaufen kann. 50 km sind lang und in meinen bisherigen Läufen über diese Distanz habe ich immer am Ende deutlich draufgezahlt. Aber ich werde es riskieren. Ich fühle mich heute besser als vor Bottrop. Die Strecke ist schneller und vom Untegrund her deutlich besser. Von mir aus könnte es morgen losgehen!

Beim auslaufen treffe ich noch einen alten Bekannten. Ein guter Läufer und Triathlet, der letztes Jahr eine schwere Herzkrankheit hatte und heute das erste mal wieder läuft, wie er mir kurz erzählt. Er ist 4 Jahre jünger als ich und von heute auf morgen von seiner Krankheit ausgebremst worden. Es freut mich, dass es ihm wieder gut geht und er wieder laufen kann. Erfolg ist nicht alles im Leben, es gibt viel wichtigere Dinge….

Tapering

Sonntag 30 extensiv, gestern 10 regenerativ, heute 10 extensiv. Morgen nochmal 3 im geplanten WK Tempo. Donnerstag 3 regenerativ und am Freitag 1-2 ganz locker. So sieht das Programm der letzten Tage vor dem Wettkampf aus.

Bildquelle: www.kienbaum-sport.de

Bildquelle: www.kienbaum-sport.de

Die Beine fühlen sich schon ganz gut an. Jetzt noch genügend Schlaf und am Freitagmorgen kann es los gehen Richtung Berlin. Wenn ich auf der Autobahn gut durchkomme werde ich mir gleich nochmal die Strecke im Bundesleistungszentrum Kienbaum anschauen. Bin schon sehr gespannt und hoffe, dass ich dann am Samstag keinen Drehwurm kriege, denn die 5 km Runde ist 10 x zu absolvieren. Die 100 km Läufer müssen sie 20 x laufen, aber die dürfen dafür auch früher starten.

So ich hoffe jetzt weiß jeder wo ich am Samstag starten werde. Ach so, und es geht ja auch noch um was: Die Deutsche Meisterschaft im 50 km Straßenlauf der DUV.

Als Altersklassen Titelverteidiger der M50 ist man da ja schließlich in der Pflicht. Wird zwar als mittlerweile 54ig-jähriger schwer gegen die nachrückenden Jungspunde, aber ich werde mein Bestes geben. An der Strecke soll es nicht liegen, die ist laut Beschreibung schneller als in Bottrop und vielleicht springt bei optimalem Verlauf ja auch ne neue Bestzeit heraus….

Countdown

Noch 5 Tage dann ist es wieder soweit bis ich an der Startlinie stehe. Es wird meine 20-te Langdistanz sein. Dies Mal allerdings mit einer ganz unkonventionellen Vorbereitung.

Eigentlich ziehe ich ja die 8-wöchige direkte Vorbereitung konsequent durch. Dies war aber leider nicht möglich. Die ersten beiden Wochen war ich krank. Dann ging es gleich ins Trainingslager mit zwei Hammerwochen. Wieder zuhause war Regeneration nötig mit dem anschließenden Zehner in Leverkusen.

imageEigentlich hatte ich den Wettkampf da schon abgehakt. Aber nochmal neu aufbauen und sechs weitere Wochen auf hohem Niveau trainieren war mir dann doch zu viel. Deshalb setzte ich noch eine intensive Woche drauf und wartet einfach den letzten Langen ab. Ich machte die Entscheidung davon abhängig wie die 15 EB laufen würden. Und die liefen gut, 40 km in 2:54:34 h, die EB bis auf die letzten beiden ok und das mit 140 WKm in den Beinen.

Damit stand für mich fest, dass ich am kommenden Samstag starten werde. Schaun mer mal was geht…

Tempoeinheit

Es ist Frühlingsanfang, der bisher wärmste Tag des Jahres. Die letzte schnelle Einheit vor dem Wettkampf steht auf dem Programm. 3 x 3000 mit 800 Trab dazwischen. Eigentlich bin ich zu müde. Das harte Programm der letzten Wochen steckt mir in den Knochen.

Aber dann raffe ich mich doch auf. Erst ein bisschen Rumpfstabi zum aufwärmen, bevor ich langsam zu meiner vermessenen Tempostrecke trabe. Die Tempovorgabe von 11:02 geht mir nicht aus dem Kopf. Werde ich das heute schaffen? Eigentlich bin noch von dem langen 18er Tempodauerlauf vom Montag platt. Den konnte ich gerade einmal zwei Tage nach dem starken 40er mit 15 EB noch so in einem 4er Schnitt laufen. Aber das war schon absoluter Anschlag. Mehr wäre da wirklich nicht gegangen.

Nach gut drei Kilometern bin ich am Startpunkt. Drei lockere Steigerungen dann kann es losgehen. Die letzten beiden Tage habe ich deutlich rausgenommen. Die morgendliche Nüchterneinheit wurde ab Dienstag gestrichen. Lockere 13 am Dienstag, gestern extensive 15 die eigentlich ganz gut rollten.

Ein letzter Check und es geht los. Ich versuche sofort Druck zu machen. Der erste Kilometer geht in 3:36 weg. Der zweite passt auch ganz gut. Der Schweiß läuft mir aus allen Poren, obwohl es schon spätabends ist. Über die Mümlingbrücke in Hainstadt muss ich jetzt eine kleine Rampe hoch. Ich versuche etwas zuzulegen. Es geht, nach 3 Kilometern zeigt die Garmin 11:03, fast eine Punktlandung.

In der tiefen Hocke warte ich bis mein Puls wieder unter 100 ist und trabe auf dem Radweg langsam Richtung Neustadt weiter. Dabei beschließe ich die Trabpausen auf 1000 m zu erweitern. Das passt einfach besser zu meinen Markierungen auf der Straße an denen ich mich etwas orientieren kann. Langsam dämmert es und es wird frischer. Nach knapp 6 min habe ich die Distanz und wende. Jetzt geht es Richtung Heimat und damit ganz leicht nach unten. Auch wenn das nicht zu spüren ist, für den Kopf ist es gut, zumal auch der Wind jetzt von hinten kommt.

Es geht los, ich versuche gleichmäßig und konstant zu laufen. Kontrolliere meine Atmung, achte auf meine Armarbeit. Da habe ich meine größten Defizite, irgendwie kriege ich das einfach nicht raus. Nach einem Kilometer leuchtet die Garmin und zeigt 3:40. Ok, passt genau, jetzt dran bleiben. Es geht auf dem Radweg durch Hainstadt, die kleine Rampe vor der Brücke diesmal hinunter. Der zweite in 3:43. Verdammt, was war das? Ich versuche anzuziehen. Jetzt ist mir die Atmung und die Armarbeit egal, ich will die Vorgabe einhalten, das muss doch gehen.

Am Ende so einer langen Vorbereitung, soll der letzte Formcheck stimmen. Bisher hatte ich immer Probleme bei den schnelleren Sachen. Auch heute laufe ich in Ketose, keine Kohlehydrate, oder nur sehr wenig. Meine individuelle Schwelle liegt bei 50 g. Das habe ich die letzten Wochen durch Messung der Ketonkörper herausgefunden. Eigentlich befinde ich mich jetzt schon seit Anfang Februar stabil in diesem Zustand. Irgendwann muss sich mein Körper doch auch an die schnellen Sachen anpassen. Aber die Energieversorgung im Fettstoffwechsel dauert einfach länger. Bei den Langen Läufen hatte ich schon von Anfang an keine Probleme damit. Im Gegenteil, die Hänger die ich früher ab und zu hatte, waren vergessen.

Noch wenige Meter ich gebe alles und stoppe bei 10:54 ab. Damit hin ich den letzten in 3:34 gelaufen. Na also geht doch…

Locker trabe ich wieder in die andere Richtung und wende nach einem Kilometer. Es ist schon fast dunkel als ich zum letzten Intervall starte. Weit vor mir ein Radfahrer, ob ich den wohl kriege? Er kommt immer näher und ich hole ihn nach ca. 800 m ein. Es ist eine ältere Frau, die ganz erschrocken schaut, als ich an ihr vorbeilaufe.

Der erste Kilometer in 3:42, etwas zu langsam. Nun geht es auf den Schotterweg in den Wald, am Buchberg entlang. Ab und zu sind hier Löcher im Belag, es ist dunkel, also aufpassen. Wahrscheinlich setzen sich hier wieder kleine Steinchen in die Belüftungslöcher meiner ASICS DS Racer. Aber das ist mir egal. Ich versuche das Tempo hochzuhalten und schaue bei km 2 gar nicht mehr auf die Uhr.

Über die Buchbergbrücke komme ich wieder auf Asphalt und forciere etwas, bevor ich die letzten Meter wieder auf Schotter am Mümlingtalstadion entlang laufe. Ich versuche zu sprinten, so gut es geht und stoppe nach den letzten drei Kilometern mit 11:08 ab. Damit kann ich leben. Im Dunkeln bei dem Belag war nicht mehr drin.

Zufrieden trabe ich nach Hause, dies war meine letzte Tempoeinheit vor dem großen Wettkampf. Meine letzte Tempoeinheit mit 53 Jahren. Morgen habe ich Geburtstag, wieder ein Jahr älter. Gleichzeitig stehe ich am Anfang der Saison und bin gespannt wohin die Reise – mit dann 54 Jahren – gehen wird….

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