Es ist kurz nach 6 Uhr, der Wecker klingelt. Noch müde schalte ich ihn aus und bleibe noch ein paar Minuten im Bett liegen. Dann gebe ich mir doch einen Ruck und stehe auf. Die Beine sind schwer vom gestrigen 18er Tempodauerlauf.
Nach einem Glas Wasser mit etwas Apfelessig und einer kurzen Morgentoilette, rolle ich die Beine mit der Blackroll. Die anschließende Rumpfstabi machen mich entgültig wach. Noch kurz die Zähne putzen und anziehen, bevor ich meine ASICS Kajano nehme und zur Reception gehe.
Wie jeden Morgen grüßt der Nachtpförtner mit einem freundlichen „Buenos Diaz“. Ich setzte mich auf das breite Sofa in der Eingangshalle und schnüre meine Schuhe. Bernd kommt hinzu, er ist heute das erste Mal so früh dabei. Eckhard kommt von seinem Zimmer. Cordula, Enrico und Robert stehen schon vorm Hotel und warten. Gemeinsam traben wir langsam los. Die ersten Meter sind hart, es geht ein kleines Stück hinauf. Wir laufen wie immer Richtung Tempostrecke. Der erste Kilometer über 7 Minuten.
Langsam wird es hell, die Straßenlampen gehen aus. Die Temperaturen sind auch heute wieder zweistellig. Nach einer Tempostrecken-Runde traben wir zwischen den Hotels auf einem Holzsteg über eine alte Holzbrücke Richtung Strand. Vorbei an einem Fischrestaurant trennen sich unsere Wege. Ich laufe mit Eckhard Richtung Norden zu der Steilküste. Diesen Strandabschnitt kann man nur bei Ebbe laufen. Aber hier ist es wunderschön. Jeder läuft alleine und hängt seinen Gedanken nach.
Meine sind beim gestrigen Tempolauf. Bis zur Hälfte lief es super. Zusammen mit Alois aus Linz harmonierte die Tempoarbeit hervorragend. Er ist ein Jahr jünger als ich und ein sehr starker Läufer. Bis zur Wende nach km 9 war ich fast an ihm dran. Aber an dem kurzen Gefällstück bekam ich plötzlich Magenprobleme, die mich kurz darauf in die Büsche zwangen. Danach war irgendwie die Luft raus, auch die Kraft fehlte. Christian konnte ohne große Gegenwehr von meiner Seite vorbeigehen, obwohl es leicht bergab ging. Als ich dann Georg vor mir sah, der nur 15 km lief, mobilisierte ich etwas, was erneute Magenbeschwerden hervorrief und mich zu einem weiteren ungewollten Stopp zwangen. Letztendlich schaffte ich es dann doch nach 1:10:47 h ins Ziel, wo ich mich in einem harten Zielsprint noch gegen Thomas wehren musste. Immerhin ein 3:54/km-Schnitt, die Uhr hatte ich durchlaufen lassen.
Mittlerweile bin ich am ersten Felsen angekommen. Hier wende ich und laufe zurück, während Eckhard weitertrabt. Weit in der Ferne sehe ich die Laufgruppe, die sich schon für das Athletiktraining formieren. Locker trabe ich dorthin.
Ich reihe mich ein und wir machen kurze Aufwärm- und Dehnübungen, gefolgt von etwas Lauf-ABC. Dann laufen die einzelnen Gruppen los. Heute Richtung Süden am endlos breiten Sandstrand. Ein Fluß, der hier ins Meer mündet begrenzt unseren Weg und wir müssen ihn über eine Holzbrücke queren. Dann geht es wieder Richtung Strand. Das Meer kann man von hier gar nicht sehen. Man fühlt sich auf diesem Abschnitt wie in einer Wüste. Nur Sand, so weit das Auge reicht. Aber schon nach wenigen hundert Metern taucht das Meer wieder auf. Es ist Ebbe, dadurch lässt es sich hervorragend laufen. Der Untergrund ist gut für die Beine, die nach dem harten Tempolauf langsam wieder locker werden. Die Sonne ist bereits aufgegangen, aber es ist heute stark bewölkt. Es weht fast kein Wind, ideales Laufwetter.
Am ersten Leuchtturm wenden wir und laufen zurück nach Conil. Für 10 Uhr ist die Körperfettmessung angesetzt und anschließend ist noch ein kurzer Vortrag. Zusammen mit Robert laufe ich noch eine Runde ums Hotel um die 14 Kilometer voll zu machen. Im Zimmer schnell duschen und zum Frühstück. Die Depots müssen aufgefüllt werden, auch mit Kohlenhydraten. Sonst würde ich hier nicht überleben. Die Körperfettmessung zeigt einen Wert von 8,1 Prozent. So niedrig war der noch nie um diese Jahreszeit.
Nach dem Vortrag gehe ich noch kurz in den Supermarkt. Mein Wasservorrat reicht nicht ganz aus für die letzten Tage. Anschließend lege ich mich zum Vitamin D auftanken in die Sonne, bevor ich diese Zeilen hier schreibe. Heute Nachmittag geht es dann zum letzten Mal auf die große Leuchtturmrunde. Morgen steht letztmals der Lange Lauf ins Landesinnere nach Los Naveros an. Ich freue mich schon darauf! Leider heisst es dann schon wieder Koffer packen und Abschied nehmen.