Langsam verlieren die Bäume ihre Blätter, die Tage werden immer kürzer. Zeit für einen kurzen Rückblick auf das zurückliegende Trainingsjahr. Eigentlich war es für mich gar keine richtige Saison, denn eine hartnäckige Entzündung des zweiten Zehengrundgelenks bremste mich fast das ganze Jahr aus.
Aber der Reihe nach:
November: Nach dem Saisonhöhepunkt 2013 mit dem AK-Titel bei den Deutschen 50 km Meisterschaften in Bottrop war für den Rest des Monats nur noch Regeneration angesagt. Hinzu kam zweimal wöchentliches Athletik- und Stabilisationstraining. An den Wochenenden absolvierte ich mit einer kleinen, aber feinen Lauftreffgruppe einen längeren Lauf wobei der Leistungsschwächste das Tempo bestimmte.
Dezember: Der Umfang wurde langsam und kontinuierlich wieder hochgefahren. Alles noch im ruhigen Tempo, Kilometersammeln war angesagt. Kurz vor Weihnachten ging es zum wohlverdienten Familienurlaub nach Lanzarote, wo mit intensiven Dauerläufen und Tempowechsel langsam wieder schnellere Einheiten dazu kamen. In der letzten Woche des alten Jahres kam ich bei sommerlichen Temperaturen mit „40 km“ wieder bei meiner Maximaldistanz an.
Januar: Die ersten Tage des neuen Jahres durfte ich noch im Süden genießen. Wieder zuhause wurde das Tempo spürbar angezogen und ich entschloss mich zu einer konsequenten Ernährungsumstellung. Eine Stellschraube an der ich bisher noch nicht gedreht hatte. Nach reichlicher Lektüre reduzierte ich ab dem 20.01. die Kohlenhydrate und ernährte mich Ketogen. Sechs Tage später erfahre ich die erste Rückmeldung, denn auf der Kurzstrecke über 2,8 km der Kreiscross-Meisterschaft bekam ich irgendwie die Beine nicht richtig hoch. Auf der anschließenden Langstrecke lief es deutlich besser, aber leider wurde dieser Lauf nach 4 Runden abgebrochen da ein Läufer kollabierte. Zu diesem Zeitpunkt lag ich aussichtsreich auf dem zweiten Platz und fühlte mich noch gut. Aber das wichtigste war, dass dem Läufer schnell geholfen werden konnte und es ihm heute wieder gut geht.
Februar: Der Monat beginnt mit Halsschmerzen woraus sich ein grippaler Infekt entwickelt und mich zu einer zweiwöchigen Laufpause zwingt. Ernährungstechnisch befinde ich mich mittlerweile stabil in Ketose wie meine Blutwerte zeigen. Am 15.02. geht es fast übergangslos ins warme Andalusien. Im zweiwöchigen Greif-Trainingslager bekomme ich besonders bei den schnellen Sachen erbarmungslos meine Grenzen aufgezeigt. Die extensiven und besonders die „Langen“ laufen dafür sehr gut. Auch das Wetter spielt dieses Jahr erfreulicherweise mit und die Stimmung in der Truppe ist hervorragend. Nach zwei Wochen mit 455 Trainingskilometern geht es am 01.03. gesund aber ziemlich platt nach Hause.
März: Nach einer ruhigeren Woche stand mit dem ASICS Frontrunner Treffen in Neuss das erste Jahres-Highlight an. Alte Freundschaften wurden aufgefrischt neue geknüpft, schön war es – wie immer – in unserer großen Patchwork-Family. Am Folgetag ging es nach Leverkusen zum „Lauf um das Bayerkreuz“. Schnelle Strecke, aber leider zu kurz nach dem Trainingslager. Mit 37:11 min konnte ich dort meine Jahresbestleistung über 10 km aufstellen. Danach ging es wie im Trainingslager mit zwei täglichen Trainingseinheiten weiter in der finalen Vorbereitung für die 50km-DM in Grünheide-Kienbaum. Am 29.03. war es dann endlich soweit, in einem hinten raus ziemlich harten Rennen, konnte ich meinen AK-Titel verteidigen und holte damit zum dritten Mal die Deutsche Meisterschaft an den Untermain nach Mömlingen.
April: Nach dem großen Erfolg konnte ich den Rest der Saison eigentlich nur abhaken. Ich könnte mir zwei Erholungswochen und startete dann über 10 km in Griesheim. Dort nahm das Unheil seinen Lauf. Schon während des Rennens schmerzte mein linker Fußballen, auslaufen war kaum noch möglich. Tags darauf hatte ich gleich einen Termin beim Orthopäden und wurde geröntgt um einen Ermüdungsbruch auszuschließen. Nach einer Woche Laufpause zog ich eine Bekannte beim Osterlauf in Rheinzabern erstmals unter 40 min. Ihre Freude war dementsprechend groß, mein Fuß dagegen tat wieder richtig weh. Nach einer weiteren Woche absoluter Laufpause bekam ich einen kurzfristigen MRT-Termin, wo ein Ermüdungsbruch definitiv ausgeschlossen und eine starke Entzündung des zweiten Zehengrundgelenks und des Sehnenansatzes diagnostiziert wurde. Anstelle Laufen fuhr ich nun mit dem MTB um die Form irgendwie zu konservieren. Nach einem weiteren Besuch beim Orthopäden bekam ich Traumeel S gespritzt und versuchte langsam wieder auf die Beine zu kommen.
Mai: Dies gelang auch fast schmerzfrei. So begann ich mit der Vorbereitung für die Bayerische Halbmarathon Meisterschaft in Schweinfurt, um dort meine Mannschaftskollegen vom LAZ zu unterstützen. Eine Woche vorher begleitete ich nochmals meine Bekannte bei einem Halbmarathon in St.Leon Rot und führte sie dort zum Gesamtsieg. Der Halbmarathon in Schweinfurt wurde zu einem kleinen Fiasko, da mich Magen-Darmprobleme zu zwei ungewollten Stopps zwangen. Eigentlich war ich zu diesem Zeitpunkt schon aus dem Rennen, bin dann aber nur wegen der Mannschaftswertung weitergelaufen. Der Lohn dafür war – mit einer grottenschlechten Zeit – der zweite Platz in der Mannschaftswertung, sowie in der Bezirkswertung der 1. Platz im AK-Einzel und mit der AK-Mannschaft. Eine Woche darauf lief ich beim Aschaffenburger HVB-Citylauf in einem taktisch gut eingeteilten Rennen nur ganz knapp am AK-Podest vorbei. Danach war es aber wieder vorbei. Die Schmerzen im Fuß waren zu groß und eine 3-wöchige Laufpause folgte.
Juni: Nachdem die Verletzung einfach nicht abheilen wollte, lies ich mir Anfangs des Monats eine Cortison-Spritze geben. Nach einer weiteren Pause war ich endlich schmerzfrei und begann erneut vorsichtig mit dem Lauftraining. Nach 3 Wochen kehrten die Schmerzen zurück, insbesondere nach dem Tempotraining da hier der Vorfuß stärker belastet wurde. Ende des Monats hatte ich die Ehre und durfte als Stadionsprecher die Siegerehrungen bei den Bayerischen Seniorenmeisterschaften vornehmen. Eine ganz neue Erfahrung, aber viel lieber wäre ich dort selbst gestartet.
Juli: Normalerweise der Monat der Sommerregeneration und ich versuchte zum wiederholtenmal den Anschluss zu finden. Dies ging so bis Ende des Monats, als mein Fuß nach einem flotten Langen Lauf zusammen mit Klaus Stübinger endgültig streikte. Ein Besuch bei dem Spezialisten Dr. Jens Enneper in Köln brachte keine neue Erkenntnisse. Auch die empfohlene ACP-Therapie sowie die später verordneten Stoßwellen führten zu keiner wesentlichen Verbesserung. Einzig der Physiotherpeut, bei dem ich seitdem in Behandlung bin konnte mir helfen.
August: Komplette Laufpause, dafür Alternativtraining mit dem MTB und Rennrad.
September: Nach knapp 700 Radkilometern und 56 Tagen absoluter Laufpause, wagte ich in der letzten Woche des Monats ganz vorsichtig die ersten Laufschritte. Komisches Gefühl wenn man nach wenigen lockeren Kilometern am nächsten Tag Muskelkater verspürt.
Oktober: Mit einem speziellen Aufbauplan versuchte ich langsam wieder Tritt zu fassen. Der Umfang wurde kontinuierlich gesteigert und gleichzeitig erhielt ich weiterhin zweimal wöchentliche Unterstützung durch meinen Physio. Leider reichte es nicht mehr für den Frankfurt-Marathon und etwas unvernünftiges wollte ich nicht riskieren. Es war trotzdem ein tolles Wochenende in Frankfurt mit der großen ASICS Frontrunner Community auch wenn während des Rennens mein Herz blutete.
November: Vom Aufbauplan direkt in die Winterregeneration. Obwohl es eigentlich schon wieder ganz gut lief, verzichtete ich nach intensiver Diskussion mit meinem Trainer Peter Greif auf einen weiteren Aufbau mit schnellen Einheiten. Dagegen wurde abgesprochen den Laufumfang weiter zu erhöhen und dafür lieber ohne spezielles Tempotraining ab und zu einen Wettkampf einzustreuen.
Ein Seuchenjahr geht zu Ende. Mein Vorhaben einen 4er Schnitt über 10 km zu laufen konnte ich im Rahmen des ersten Laufes der Jügesheimer Winterlaufserie bereits umsetzen. Gewichtsmäßig sieht es Dank der ketogenen Ernährung recht gut aus. Mit dem anstehenden Jahreswechsel rücke ich in eine neue Altersklasse auf. Natürlich hoffe ich – und bin darin auch recht zuversichtlich – wieder an mein ehemaliges Leistungsniveau heranzukommen. Die ersten Pläne für die neue Saison sind bereits geschmiedet. Also lasst euch überraschen was die neue Saison bringt. Danke fürs lesen, ich halte euch hier auf dem laufenden.