Es ist Freitag, eine stressige Woche liegt hinter mir. Wie jeden Tag wurde es wieder spät bis ich vom Büro zu Hause war. Es ist schon dunkel. Ich trinke noch einen Bulletproof Coffee. Meine Frau hat schlechte Nachrichten für mich. Ein unangenehmer Telefonanruf, der mich ziemlich aufwühlt. Ich ziehe mich um und mache meine Bauch- und Rumpfstabi zum aufwärmen. An der Haustüre entscheide ich mich für die ASICS Elektro33, ein leichter Schuh aus der aktuellen Natural Running Kollektion.
Die Polar V800 findet gleich die Satelliten und ich starte. Es ist kalt aber schon die ersten Schritte fühlen sich gut an. In meinem Kopf kreisen die Gedanken. Die Autolap zeigt nach einem Kilometer 4:59 min. Ich laufe an dem renaturisierten Amorbach, ein kleiner Bach der durch Mömlingen führt. Langsam muss ich mich entscheiden. Entweder den Radweg Richtung Obernburg oder wie gestern nach Breuberg-Neustadt.
Intuitiv laufe ich Richtung Hessen, vorbei am Mümlingtalstadion tauche ich von der bisher beleuchteten Strecke in die Nacht ein. An den Mümlingwiesen steigt langsam Bodennebel auf. Meine Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt. Eine Stirnlampe oder etwas ähnliches habe ich nicht. Ich liebe es im Dunkeln zu laufen und heute ist es bei klarem Himmel und Neumond wesentlich heller als letzte Woche. Die Splits haben sich jetzt bei 4:40/km eingependelt. Es läuft, gestern schlich ich hier noch über die Piste. Die Beine waren nach dem anstrengenden Athletiktraining vom Mittwoch noch richtig schwer.
Am Hundeplatz überquere ich die Mümling – ein kleiner Fluß – auf einem schmalen Eisensteg. Hier ist es ziemlich dunkel weil es auf der anderen Seite in den Wald geht. Ich nehme etwas raus, aber es sind nur wenige Meter bevor es wieder ins Freie, vom Schotter auf den asphaltierten Radweg geht.
Der Himmel ist sternenklar und weit vor mir leuchten die Lichter der Breuburg oben auf dem Berg. Kurz nach Kilometer 5 kreuze ich wieder die Mümling und bin in Breuberg-Hainstadt. Einen knappen Kilometer laufe ich im Schein der Straßenlampen bevor es wieder ins Dunkle auf den Radweg geht.
Die Luft ist kalt aber es tut gut sie einzuatmen, so langsam ordnen sich die Gedanken. Mein Kopf wird frei, die Polar zeigt den nächsten Kilometer in 4:36 min. Ich denke an Tobias Hegmann, der zeitgleich bei der 100km-DM in Doha unterwegs ist. Er hat sich einen 4:30er Schnitt vorgenommen über 100 km! Ich drücke ihm die Daumen und kann mir nicht vorstellen bei den dortigen Temperaturen bei einem Lauf in die Nacht solch eine Pace über diese Distanz durchzuziehen.
Am Fuß des Breubergs biege ich links Richtung Breuberg-Rosenbach ab. Ein kurzes Stück laufe ich hier parallel zur Straße und die hellen Lichter der entgegenkommenden Autos blenden mich. Ich bin froh als ich das Stück hinter mir habe. Jetzt bin ich schon 8 Kilometer auf der flachen Strecke unterwegs. Nach einem kurzen Abstecher in Breuberg-Raibreitenbach laufe ich den Radweg an den Mümling-Auen entlang, vorbei an der Breuberghalle folge ich der Mümling, bis der Radweg zu Ende ist. Hier wende ich nach 10,5 Kilometern und laufe zurück.
Die Beine sind noch locker. Mit dem üblichen „der macht nichts“ passiere ich eine Frau die ihren Hund ausführt. Unbewusst ziehe ich etwas an. Die Temperaturen liegen knapp über dem Gefrierpunkt, aber mir ist nicht kalt. Auch kein Schweißtropfen ist zu spüren. Ich bin im flow, oder wie immer man es nennen mag.
Als ich in Breuberg-Hainstadt wieder die Mümling überquere bietet sich mir ein phantastischer Blick. Der Nebel über den Mümlingwiesen ist jetzt ziemlich dicht. Während ich mit dem Körper fast ganz darin stecke, bin ich ab der Brust frei davon. Über mir leuchten die Sterne und ein paar Flugzeuge ziehen blinkend ihre Spur. Während ich laufe steigt der Nebel langsam hoch. Ich kann meine Füße wieder sehen dabei fühle mich wie in Watte gepackt. Kurz darauf kommt wieder das kurze Waldstück und der Spuk ist vorbei.
Noch 4 Kilometer bis nach Hause, langsam werden die Beine schwerer. Der Schotterweg ist im Dunkeln nicht einfach zu laufen. Und schon trete ich mit meinem lädierten linken Fußballen genau auf einen großen Stein. Ein kurzer Schreckmoment, aber es ist alles gut gegangen. Ich laufe etwas langsamer, der erste Kilometer über 5 min. Nach 19 Kilometern bin ich wieder in Mömlingen angekommen. Durch eine Gruppe rauchender Jugendlicher die am Radweg rumhängen laufe ich weiter nach Hause und stoppe nach 21,2 km und 1:41:38 h die Uhr ab.
Der Kopf ist klar und ich freue mich auf die warme Dusche und den morgigen Lauf, den ich bei Tageslicht im Wald absolvieren darf. Wenn jemand mitkommen möchte, ich starte kurz vor 15 Uhr an der TV-Turnhalle und habe so um die 28 km geplant. Freue mich über jeden Mitläufer, auch wenn es nur ein paar Kilometer sind…
Hallo Edgar,
das sieht ja schon wieder richtig gut aus. Ich denke nächstes Jahr schaffst du deine dir gesetzten Ziele. Bin schon mal gespannt. Wer weiß auch schon, wofür die eine oder andere Zwangspause gut ist? Viel Erfolg weiterhin!
Gruß
Marcus
Danke 🙂