Alternativtraining

moe2_tafelWas macht ein Langstreckenläufer wenn er verletzt ist: „Alternativtraining, schließlich bist du ein Sportler“.
Dieser Satz klang mir immer wieder in den Ohren. Aufgerafft habe ich mich bisher noch nicht dazu. Obwohl mir die Orthopädin – früher selbst erfolgreiche Läuferin – gleich beim ersten Besuch geraten hatte meine Form mit Aquajoggen zu konservieren. Aber irgendwie war es für mich ein Graus Kacheln zu zählen und mich dabei von übergewichtigen Rentnern anmachen zu lassen. Dabei meinten die es sicher gut mit ihren Fragen: „Ob ich denn nicht schwimmen könnte…“ oder so ähnlich.

Aber so ist das nun einmal wenn man verletzt ist. Da kann mir sicher jeder ambitionierte Läufer zustimmen. Plötzlich bricht ein bedeutender Teil des täglichen Lebens weg. Dann leidet nicht nur der Körper mit der Verletzung, sondern auch die Seele.

Gestern wollte ich dem ein Ende setzten. Gleich nach Feierabend noch eine Tasse Kaffee und dann ging`s in die Garage. Dort hängen schon seit geraumer Zeit ein Rennrad und ein Mountainbike an der Decke. Wie lange ich nicht mehr damit gefahren bin wusste ich schon gar nicht mehr. Ich entschied mich für das Letztere der beiden. Dabei wusste ich noch gar nicht ob mein lädierter Fußballen mitspielen würde. Die Ärztin hatte eigentlich abgeraten. Ein kurzer Check brachte Gewissheit. In den Klickpedalschuhen mit den harten Sohlen war der Fuß schön fixiert und die Belastung lag nicht auf der schmerzenden Stelle.

Also Tacho neu eingestellt, passende Fahrradbekleidung und Helm an und ab gings. Zuerst zur Tankstelle um die Reifen auf den richtigen Druck zu bringen. Im Flachen rollte es richtig gut und die Garmin, immer noch auf Auto-Lap eingestellt, zeigte km-Splits von unter 2 Minuten. Aber ein Mountainbike ist ja nicht für die Straße gemacht und da wir hier in Mömlingen gleich zwei gut beschilderte MTB-Strecken haben, entschloss ich mich für die Mö2, die leichtere der beiden. Das bedeutete 21,4 km mit 476 Hm auf hohem Schotterwegeanteil.

Den ersten Kilometer noch flach auf Asphalt ging es schon bald bergauf, wo ich mir am Berg ein Rennen gegen eine Traktor lieferte der von weiter hinten angetuckert kam. Allerdings zoge ich hierbei unweigerlich den kürzeren und mache Platz um ihn passieren zu lassen. Der Fahrer grinste und winkt mir im Vorbeifahren freundlich zu. Auf der ersten Anhöhe angekommen ging es gleich ganz anspruchsvoll auf einem Feldweg steil bergab. Gar nicht so einfach auf dem knochentrockenen Boden den Lenker festzuhalten. Nach einer flacheren Passage kam der zweite Anstieg erst auf Asphalt, dann auf Naturwegen in den Wald. Dort wurde es trailig und anspruchsvoll, was einige zusätzliche Körner kostete. Dabei musste ich sogar einige Male absteigen. Aber immer besser als einen Sturz zu riskieren.

Wieder auf festen Schotterwegen angekommen kam ich auf eine meiner Laufstrecken. Hier kannte ich jeden Stein und lies es richtig rollen bevor es wieder bergan ging. Über den Bolachberg, den höchsten Punkt der Mö2 führt die Route wellig fast nur noch bergab. Aus dem Wald heraus fuhr ich bei herrlichstem Frühsommerwetter in ein Meer von blühenden Rapsfeldern die einen intensiven süßlichen Duft ausstrahlten. Soweit das Auge reicht gelbe Blüten, bevor es wieder in den Wald ging. Noch einmal hoch über den Hasenberg mit herrlichem Weitblick in das Amorbachtal rollte ich dann die „Keil“ hinunter zurück nach Mömlingen.

Zuhause angekommen zeigte der Tacho 27,2 km in 1:40 h. Zufrieden stelle ich das MTB in die Garage, ein Anfang ist gemacht. Es gibt ja noch mehr dieser permanenten MTB-Strecken wie die anspruchsvollere Mö1, die Ei1 in Obernburg, oder die Bb1 in Breuberg. Aber irgendwann und das hoffentlich recht bald werde ich auch wieder meine Laufschuhe schnüren, und darauf freue ich mich schon heute…

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