„Es eilt die Zeit im Sauseschritt“
…schrieb einst Wilhelm Busch.
Mir kommt es vor je älter man wird desto schneller rauscht sie an einem vorbei. Deshalb nehme ich mir hier etwas Zeit für einen kurzen Rückblick auf das zurückliegende Jahr:
November: Wie immer beginnt das Trainingsjahr im November. Die Regeneration war nach zwei Marathonläufen in der Herbstsaison 2012 dringend nötig. Ebenso wie das Athletik- und Stabilisationstraining in dieser Zeit, welches anfangs heftigen Muskelkater verursachte. Aber es ging von Woche zu Woche besser und zusammen mit der Lauftreffgruppe machte die Sache richtig Spaß. Eine Schleimbeutelentzündung in der linken Schulter setzte mich kurzfristig außer Gefecht, aber nach einer schmerzstillenden Spritze war das Problem weitestgehend behoben.
Dezember: Es ging wieder los, Athletik- und Stabi wurden reduziert, der Laufumfang kontinuierlich gesteigert. Intensive Dauerläufe und Tempowechsel führten langsam an die Belastungen der gewohnten Tempoläufe. Kurz vor Weihnachten wird mit 40 km auch wieder die maximal Distanz der „Langen“ erreicht. Eine Leistungsdiagnostik am Olympiastützpunkt Heidelberg zeigt den aktuellen Trainingszustand. Der kardiologische Check gibt grünes Licht für die neue Saison. Den Weihnachtsurlaub verbringe ich mit Familie im 3200 Flug-Kilometer südlicherem Lanzarote bei idealen Laufbedingungen, während zuhause frühlingshafte Temperaturen herrschen.
Januar: Der erste Tag des neuen Jahres beginnt mit einem Ruhetag, da ich es nach der Heimreise von Lanzarote und der damit verbundenen Klimaumstellung einfach nicht mehr in die Laufschuhe schaffe. Zwei Wochen später zwingt mich ein grippaler Infekt zu einer neuntägigen Laufpause. Bei Schnee und Kälte geht es dann wieder zurück auf Los.
Februar: Entsprechend unbefriedigend fällt der erste Wettkampf des Jahres, bei den Unterfränkischen Crosslaufmeisterschaften in Gambach mit AK-Platz 2 aus. Zwei Trainingsintensive Wochen später, geht es endlich ins warme Andalusien. Allerdings wurde unsere Trainingsgruppe im dortigen Greif-Trainingslager nicht von der Sonne verwöhnt. Wind und Regen waren – öfter als uns lieb war – der tägliche Trainingsbegleiter. Erstmals mussten wir sogar eine Tempoeinheit aufgrund eines Gewitters mit Starkregen und Sturmböen abbrechen. Mit 464 gelaufenen Kilometern in zwei Wochen ging, es nahtlos über in die direkte Vorbereitung für den Hamburg Marathon.
März: Im gewohnten Trainingsrhythmus von zwei täglichen Einheiten ging es weiter. Mit 222 Wkm stellte ich in der ersten Woche einen neuen persönlichen Kilometerrekord für zuhause auf. Nebenbei ging ich natürlich auch noch arbeiten um das Geld für die Brötchen zu verdienen. Nach weiteren 181 Wkm, teilweise im Schneetreiben ging es in eine wohlverdiente Erholungswoche an deren Ende bei Eiseskälte der Testwettkampf mit dem HM in Ramsthal stand. Das Ergebnis auf der anspruchsvollen Runde war allerdings eher bescheiden, da mir der Wind und die Kälte hinten raus regelrecht den Saft aus dem Körper saugte. Trotzdem reichte es zum 2.Platz in der UFR-Meisterwertung und dem Sieg in der UFR-AK Wertung. Die letzte Woche im März war wieder geprägt vom hohen Laufumfang.
April: Die langen Läufe liefen perfekt, die Endbeschleunigung konnte ich in bisher nie erreichten Zeiten umsetzen. In Hamburg brachte ich dies dann auch auf die Straße und scheiterte wegen einer unfreiwilligen Pinkelpause nur denkbar knapp an meinem Zeitziel. Trotzdem, phänomenale neue Bestzeit in einem fast perfekten Rennen vor unglaublicher Kulisse. Läuferherz was willst du mehr? Die anschließende zweiwöchige Regeneration war mehr als verdient.
Mai: Der Mai begann mit dem Aschaffenburger HVB-Citylauf, mit dem ich wohl nie Freundschaft schließen werde. Viel zu schnell angegangen brach ich während des Rennens so erbärmlich ein, dass ich es als erklärter Mitfavorit nicht einmal aufs AK-Treppchen schaffte. Eine herbe Enttäuschung! Eine gute Woche später beim Obernburger Römerlauf konnte ich mich wenigstens etwas rehabilitieren und bei schlechten Bedingungen mit Ansage knapp unter 37 min bleiben. Nach einer intensiven Woche, hieß es schon wieder rausnehmen, da mit der Senioren-EM im tschechischen Upice das zweite Frühjahrs-Highlight anstand. In einem knallharten Ausscheidungsrennen der AK M50 zog ich leider den kürzeren und verpasste mit 16 Sekunden einen Platz in der Mannschaft und damit die EM-Goldmedaille. Auf flacher Strecke hätte das Ergebnis sicher zu einer neuen Halbmarathon-Bestzeit gereicht.
Juni: Wie im Vorjahr startete ich auf Einladung von ASICS in Neuss beim Sommernachtslauf. Ein schönes Treffen mit den ASICS Frontrunnern sowie den Stars wie Sören Kah, Falk Cierpinski und Jacob Kendagor. Im Rennen konnte ich die ersten Kilometer für Andrea Diethers die Pace machen, ab der Hälfte war dann allerdings die Luft ziemlich raus. Die Saison war einfach zu lange und es war Zeit für die verdiente Sommerregeneration.
Juli: Obwohl eigentlich die Form ziemlich weg war startete ich Anfang des Monats bei den UFR-Meisterschaften in Bad Brückenau. In einem Hitzerennen auf welligem Parcour konnte ich sowohl mit der Mannschaft als auch im Einzel den AK-Bezirkstitel holen. Danach ging es dann endlich in die Regeneration welche von ruhigen entspannten Läufe und verstärktem Athletiktraining geprägt war. In der letzten Woche des Monats, als es gerade wieder langsam los gehen sollte, legte mich ein bakterieller Infekt für sechs Tage flach.
August: Irgendwie kam ich dann nicht auf Touren. Die Tempoläufe fielen unheimlich schwer. Wahrscheinlich war ich zu schnell durchgestartet und deshalb nahm ich total platt, in der dritten Woche des Monats etwas heraus. Zuvor hatte ich sogar einen Tempolauf abgebrochen, was bei mir relativ selten vorkommt. Ende des Monats ging es zur Belohnung für den EM-Titel des Vorjahres auf Einladung des DLV nach Berlin zur ISTAF. Ein unvergessliches Erlebnis. Läuferisch war ich während dieser drei Tage überwiegend im Berliner Grunewald unterwegs.
September: Mit kleinen Schritten ging es wieder aufwärts. Obwohl mich mein rechter Fuß mit unerklärlichen Schmerzen etwas ausbremste, startete ich in Elsenfeld beim Halbmarathon. Das Ergebnis war besser als erwartet und eine Woche später in Kemmern beim Kuckuckslauf holte ich mir weitere Wettkampfhärte. Danach ging es in die direkte Vorbereitung zur 50km-DM. Diese war geprägt von hohem Umfang mit zwei täglichen Trainingseinheiten und einem stressigen Arbeitstag dazwischen. Keine Ahnung wie ich das alles auf die Reihe gekriegt habe, aber ich kam gut durch.
Oktober: Mitte des Monats der obligatorische Testwettkampf aus dem vollen Training heraus. Lediglich zwei Tage vorher nahm ich etwas raus. Das Ergebnis war zufriedenstellend, obwohl ich mir aufgrund der vielen Kilometer hinten raus sehr schwer tat. Zwei Wochen später dann anstelle des letzten langen Laufes, ein Trainingsmarathon in Frankfurt. Konstant lief ich mein Tempo durch und finishte in der anvisierten Zielzeit. Damit wäre terminlich eigentlich das Trainingsjahr gelaufen, wenn nicht noch mein Hauptwettkampf am 10. November gewesen wäre.
November: Nach Frankfurt war nur noch Erholung und Tapering angesagt. Und so stand ich dann auch perfekt vorbereitet und ausgeruht an der Startlinie in Bottrop. Es lief auch alles fast optimal, obwohl es hinten raus richtig hart wurde. Aber ich konnte meine Vorgabe mit dem Deutschen Meistertitel in der Altersklasse umsetzen. Ein krönender Abschluss einer grandiosen Saison. Als Sahnehäubchen dann noch die Sportlerwahl, wo ich den zweiten Platz erreichte.
Derzeit bin ich noch in der wohlverdienten Winter-Regeneration, aber es werden schon wieder Pläne geschmiedet. Allerdings wird es immer schwerer das Erreichte zu toppen. Wird wohl Zeit, dass ich langsam in eine neue Altersklasse komme 😉 Aber das dauert bekanntlich noch ein Jahr und so werde ich mich wohl oder übel mit ein paar Jüngeren um die Platzierung streiten müssen…